Freitag, 23. November 2012

Teamvorstellung: Rossanas Odyssee

So, nachdem ich nun dies oder das über die erste Generation erzählt hab, wird es Zeit, darauf aufbauend mal ein komplettes Team zu zeigen. Es wird leider das einzige sein, das ich vorerst hier poste, weil ich es möglichst akkurat haben will. Ich hab garantiert über 10, vielleicht sogar über 20 Teams RBY gespielt, aber viele davon nur kurz oder... was auch immer, jedenfalls sind meine Erinnerungen da größtenteils nicht mehr klar genug. Das eine Team, das ich nun vorstelle, war überhaupt erst das zweite Team (das erste war noch weitestgehend ohne Wissen zur Spielmechanik – hab es für ein einziges Match gespielt und wurde standgerecht abgefertigt), das ich für den Modus je gebaut hab, und ich hab es mit Abstand am längsten gespielt. Überhaupt vielleicht erwähnenswert: Sowas wie ein bestes Team gibt es hier natürlich genauso wenig wie sonstwo. Die Tatsache, dass ich mit diesem einen, frühen Team so viel gespielt hab, ist ein guter Beleg dafür, dass es gar nicht mal so wirklich darum geht, irgendwie ein Team zu bauen, das Vorteile gegenüber die meisten anderen hat, sondern in erster Linie um die Spielpraxis, also dass man einfach lernt, was man mit seinem Material in seiner Gesamtheit so alles anstellen kann. Glück mag zwar eine sehr große Rolle spielen, aber konstant erfolgreich zu sein, das hat schon so Einiges mehr an Anspruch als einfach nur an einem guten Tag mal einen großen Namen wegzuputzen.

Na gut, genug der Vorrede. Hier ist der Sechser in hübschen, nostalgischen Bildchen, und wer auch alle möglichen Details sehen will, der lese nur weiter.

Motivation und Entstehung

Es war der Winter von 2003 auf 2004, simulatortechnisch bereits zur Zeit der dritten Generation. Der Krieg zwischen den Communitys der Text- und Bild-basierten Simulatoren war in vollem Gange, wobei das mich persönlich wenig interessiert hat, weil ich überall gespielt hab. Ein Versuch, die beiden einander ein bisschen näher zu bringen, war ein großes Turnier, das zwar grundsätzlich auf den textbasierten Chatbots ausgetragen wurde, weil NetBattle – sozusagen „das PO von damals“ – noch diverse Bugs in der Kampfmechanik hatte, aber es wurde genauso im NB-Forum (NB soll jetzt NetBattle heißen und nicht Nugget Bridge, offensichtlich) gepostet wie überall anders. Ich war dann quasi einer der Handvoll NBler, die der Einladung gefolgt sind – nebenbei war es mein erstes großes internationales Turnier.

Warum erzähl ich das? Es war ein Teamturnier, bei dem drei Generationen gespielt wurden: RBY, GSC und RS Einzel mit dem Hoenn-Dex. Ich selbst hab dabei RS gespielt, also nein, leider stell ich heute nicht mein Team von diesem Turnier vor (werd es aber später noch tun!). Na, jedenfalls bin ich dann aufgrund meiner Unbekanntheit in einer Mannschaft mit zwei ebenfalls eher unbekannten, ach so kleinen NBlern gelandet. Weil wir eben so maßlos von den ach so großen Bottern unterschätzt wurden, hat gerade unser australischer Leader – er hat GSC gespielt und das auch sehr gut – viel Wert auf den Teamgeist und Zusammenhalt gelegt, wodurch wir am Ende, obwohl wir vorher kaum was miteinander zu schaffen, auch wirklich als Team gearbeitet haben. Der Dritte im Bunde war letztendlich noch ein Amerikaner, dem dann nur noch RBY blieb – nicht wirklich sein Erstwunsch, da er von der ersten Generation etwa genauso wenig Ahnung hatte wie ich, als das Turnier angekündigt wurde. Nichtsdestotrotz, er hat die Sache geschluckt, und da er ein recht talentierter Offensivspieler in GSC war, hat er sich super hereingefunden.

Entsprechend kam es dann so, dass ich mich zur Zeit des Turniers nicht in meine eigene kleine drittgenerationale Welt eingesperrt hab. In Wirklichkeit hab ich zu der Zeit angefangen, mal den RBY-Kanal zu besuchen und dann hab ich für vielleicht so 1-2 Wochen meine Abende unter anderem damit verbracht, RBY Matches zwischen großen Spielern live zu gucken – wer nach Namen lechzt, da würd ich mich etwa an 2000er US-Meister und WM-Halbfinalist Ian „EeveeTrainer“ G., Vineon und Fish (ich habe keine Ahnung, ob das überhaupt der Gleichnamige aus der VGC Community ist, der Name ist so generisch...) erinnern. Vor allem da der Raum, in dem diese Matches gespielt wurden, gleichzeitig auch zum Chatten offen war und entsprechend genutzt wurde, hatte der mit den vielleicht so zehn Leuten anwesend zu einer Zeit eine sehr nette Atmosphäre und insbesondere konnte man gut lernen, weil man durch die Kommentare überhaupt besser verstehen konnte, was in den Kämpfen eigentlich so passierte. Noch dazu wurden im Forum des Turniers auch gelegentlich sehr schön lesbare Warstorys gepostet. Das war einfach ein schönes, einladendes Gesamtpaket und die meisten RBY-Leute waren auch recht freundlich und offen, und so hab ich der Generation, nachdem ich einige Zeit vorher in einem einzigen Match nichts gerissen hatte, doch nochmal eine Chance gegeben, basierend auf dem Gesehenen ein neues Team gebaut und mich dann auch durchs aktive Spielen so langsam eingefühlt.

Was dabei herumgekommen ist, ist am Ende des Tages weitestgehend Standard, aber enthält durchaus schon individuelle Details, die mich bis heute prägen. Würd sagen, wir schauen es uns mal genauer an.

Unter der Lupe

Rossana
Blizzard Psychokinese
Todeskuss Konter
DVs: 15/1/15/15

Die größte Überraschung hab ich bereits im Lead, aber mal der Reihe nach. Erstmal wollte ich überhaupt unbedingt mit Rossana starten, weil einerseits so viele Vorteile gegen andere populäre Leads und andererseits überhaupt ein Pokémon, das mich mit den weitreichenden Rollen sehr angesprochen hat. Zum Start des Kampfes jedenfalls, wenn es gegen eine andere Rossana oder irgendwas Langsameres geht, einfach erstmal Todeskuss, was sonst. Wenn auf der andern Seite ein Normal-Pokémon steht, kann auch direkt Konter versucht werden, um ein frühes 6-5 für einen möglichen Bodyslam zu haben (Vorsicht vor Erdbeben!!).

Ansonsten mag ich Rossana aber auch im Midgame. Todeskuss bleibt natürlich potenziell nützlich, falls ich mal wieder was einschläfern darf (Sleep Clause gilt). So oder so kommt jedenfalls spätestens jetzt der Doppel-STAB ins Spiel. Blizzard mit STAB ist einfach grundsätzlich sehr gut, selbst mit Rossanas mittelmäßigem Spezial – einerseits vom Schaden her und andererseits hätten wir da noch die Macht des Einfrierens (hat jetzt mit dem STAB nichts zu tun, aber was soll's...). Ich nehm mal soviel vorweg, dass es in dem Team keine Feuer-Attacke gibt, also was einmal gefriert, das taut nie mehr auf, so viel ist sicher. Da ist das Eis irgendwie viel mehr des Todes letzter Kuss, wenn man so will... Dann Psychokinese die überhaupt beste Attacke des Spiels: zu 30% wird das Spezial des Gegners gesenkt und dann wird Blizzard erst recht spaßig, selbst gegen resistente Pokémon wie Starmie! Zum Schluss Konter, kann natürlich immer noch benutzt werden, um Normalos zu verarschen, sofern es gelingt, Rossana so lange bei (fast) vollen KP zu halten. So oder so ist sie jedenfalls sowas wie der heimliche Star des Teams.

Kokowei
Psychokinese Megasauger
Schlafpuder Explosion
DVs: 15/15/15/15

Ja, die gute, alte Wedelpalme... für Anfänger einfach klar die zuverlässigste Pflanze (und neben Tangela die einzige mit Boden-Resistenz); alle andern sind anspruchsvoller zu spielen. Soweit ich mich erinnern kann, hab ich die meiste Zeit sogar Stachelspore statt Schlafpuder gespielt, aber na ja, wenn ich heute nochmal spielen würde, würd ich wohl Standard-Schlafpuder machen, weil ich glaube, dass der mir mehr Optionen gibt, und ansonsten kann ich nicht sagen, dass ich zu wenig Parashuffling hätte (die folgenden vier sind allesamt dafür verantwortlich). Allgemein ist zweimal Schlaf in einem Team überhaupt alles andere als unüblich, weil Schlaf einfach eine so mächtige Statusveränderung ist, man jedoch schnell mal ein Schlaf-Pokémon auf irgendeine Weise verlieren kann. Gerade Rossana ist ja nun nicht so die Königin des Bulks.

Psychokinese ist der obligatorische und alternativlose STAB, das Salz und der Pfeffer auf den Eiern sozusagen. Megasauger dann noch als schwacher sekundärer STAB, um Starmie so halbwegs vernünftig zu treffen und vielleicht auch mal ein bisschen KP zu heilen. Explosion war für mich zu jener Zeit wohl ein Muss, weil Explosion da gerade zu meiner Lieblingstechnik überhaupt geworden ist. Noch nicht ganz so stark hier wie in späteren Generationen, aber stark genug, um gelegentlich mal eine Chaneira oder ein Simsala wegzusprengen, die glauben, sie könnten Kokowei stallen. Ansonsten auch einfach ein würdiger Abgang auf geringen KP, und die Gestein-Pokémon werden ja durch Megasauger bedroht.

Geowaz
Erdbeben Steinhagel
Bodyslam Explosion
DVs: 15/15/15/15

Ja komm, wenn ich das mit Explosion schon so erwähne, dann ist es ja sowas von selbstverständlich, dass ich auch Geowaz haben würde, oder? Set ist ziemlich offensichtlich und es gibt wahrscheinlich keine 20 Leute, die keine Randoms sind, die ein anderes Set spielen würden (wenn auch Delegator und Erholung schon interessante Sachen wären, die man auch unterkriegen könnte). Rolle ist klar, mein Nadelkissen für Elektro- und Normal-Attacken natürlich.

Die meiste Zeit greif ich mit Bodyslam oder Erdbeben an – im früheren Kampfverlauf vor allem Bodyslam, um eben Paralyse zu verteilen und damit vielleicht auch mal genau das lästige Starmie zu erwischen. Erdbeben ist der gute STAB und daran hat sich fünf Generationen lang nichts geändert, also müssen wir denk ich nicht länger drüber reden. Steinhagel hab ich allerdings irgendwie nur selten benutzt, lustigerweise... Ich les gerade, dass er damals genau die charakteristischen Zahlen von heute hatte, keine Ahnung wieso er mir schwach vorkam, seltsam... Na ja, auf jeden Fall ist er da und wenn die gesamte Mannschaft des Gegners paralysiert ist, dann kann er Dinge reißen. Für die Coverage dagegen ist er nahezu überflüssig, weil sowohl Flug- als auch Käfer-Pokémon selten sind. (Kann man ungefähr damit assoziieren, wie Metagross erst eine komplette Generation nach Erhalt überhaupt mal wirklich Zen-Kopfstoß benutzt hat.) Soviel also zu dem braunen Element meines Teams.

Chaneira
Eisstrahl Donnerblitz
Donnerwelle Weichei
DVs: 15/1/15/15

Tjo, wenn man in der zweiten Generation viel Heiteira gespielt hat, dann ist es keine Überraschung, dass man in der ersten schnell an Chaneira Gefallen findet... Triviales Set hier und ohne Überraschungen. Sie lernt zwar genau wie Rossana Konter und kann genauso guten Gebrauch davon machen, aber ich sag mal, man sollte es nicht übertreiben mit diesen Spielereien, sonst wird der Schaden umso größer sein, wenn das Ganze nach hinten losgeht.

Donnerwelle für das Parashuffling und Weichei für direkte Heilung, was unter anderem auch ermöglicht, dass Chaneira guten Gewissens in fremde Donnerwellen eingewechselt werden kann, um danach Schlaf-immun zu sein ohne wahnsinnig viel an Nutzen zu verlieren. Eisstrahl und Donnerblitz treffen den gesamten Pokédex neutral und Vieles, das kein reines Psycho- oder Normal-Pokémon ist, sehr effektiv. Eisstrahl anstelle von Blizzard diesmal, weil Chaneira das wohl langlebigste Pokémon des Teams, wenn nicht gar des Metagames, ist, und da sind doppelte AP für eine Eis-Attacke mit Einfriermöglichkeit sehr willkommen. Unterm Strich, natürlich ist die rosa Pummelfee meine Fleischmauer für spezielle Attacken. Für physische hab ich eine von farblicher Verwandtheit dabei, und zwar...

Lahmus
Surfer Donnerwelle
Amnesie Erholung
DVs: 15/1/15/15

Ich hab's ja in einem andern Eintrag schon angedeutet, wie dieses Lahmus gerade unerfahrene Spieler zum Sabbern bringt... aber genau wie damals auch heute nochmal die Erinnerung: Amnesie ist lange nicht so toll wie sie aussieht. Na gut, also, die physische Fleischmauer. Wenn ich Kokowei schonen will (und Geowaz wird ja grundsätzlich von sehr effektiven Attacken bedroht), kommt Lahmus zu der Ehre, die ganzen Normal-Attacken zu fressen, und hat mit Erholung und der ganzen Paralyse überall die Möglichkeit, den Schaden irgendwann mal wieder zu heilen. Lahmus hat in dem Team hauptsächlich wirklich so eine Sandsack-Rolle.

Surfer wurde als STAB gewählt, weil er mehr neutral trifft als Psychokinese, was man sich mit Amnesie ja gerade wünscht. Donnerwelle wieder fürs Parashuffling, da führt bei der Unberechenbarkeit von Bodyslam höchstwahrscheinlich kein Weg vorbei. Nichtsdestotrotz, wenn ich nochmal spielen würde, dann wär ich durchaus dazu geneigt, statt Surfer und Amnesie mal Psychokinese und Eisstrahl oder Blizzard auszuprobieren – die treffen mehr Zeug sehr effektiv und haben nützliche Nebeneffekte; dürfte durch die vorherigen Pokémon ja alles schon bekannt sein. Da das allerdings nur Theorymon ohne einen Hauch von Praxiserfahrung ist, hab ich es mal aus der Setbox rausgelassen.

Tauros
Bodyslam Hyperstrahl
Erdbeben Blizzard
DVs: 15/15/15/15

Das Set sollte mittlerweile glasklar sein. Tauros ist das einzige schnelle Pokémon im Team und deshalb versuch ich, ihn soweit es geht zu schonen, insbesondere vor Statusveränderungen. Und warum ist er im Team? Na, Tauros eben, Tauros selbst ist Argument gut genug in dem Format. Passt in das Team hier jedenfalls besser als Relaxo, weil Relaxo noch ein langsames Mon wäre, und nur langsame, ich weiß nicht, selbst mit Bizarroraum spiel ich gern ein schnelles später...

Alternativen

Bei den Sets hab ich schon welche genannt – hält mich trotzdem nicht davon ab, auch noch andere, weitreichendere Optionen zu haben. Eine ganz offensichtliche wäre natürlich erstmal Rizeros statt Geowaz – wie schon anderswo erklärt minus Explosion, plus Angriff und plus Bulk. Ist definitiv nicht schlechter, nur einfach anders vom Gefühl her.

Dann wären wir wieder mal bei Lahmus. Ich denke, man könnte Austos an seiner Position eine Chance geben, um noch besser gegen Normal aufgestellt zu sein und mit Schnapper zu leichteren Möglichkeiten zu kommen, Tauros sicher reinzubringen. Hat allerdings zwei Nachteile: Erstens, eine Donnerwelle weniger – da wird dann Stachelspore auf Kokowei wahrscheinlich doch wieder interessant, gerade wo Austos seine Gegner definitiv möglichst paralysiert sehen will. Zweitens, kein Psycho-Typ mehr – bringt dem Team pro forma eine Kampf-Schwäche ein, aber macht auch fremde Psycho-Pokémon ein bisschen gefährlicher. Ausprobiert hab ich Austos jedenfalls (genau wie Rizeros) nie, es ist nur eine theoretisch sinnvolle Idee. Dreimal Explosion am Ende würde auf jeden Fall spaßig aussehen, haha.

Fazit

Ja, was soll ich noch groß sagen. Das Team hat mich durch ungefähr ein Drittel, vielleicht sogar die Hälfte meiner Spiele in dem Format begleitet, im Gegensatz zu zahlreichen anderen Teams, mit denen ich nur eher kurz das Vergnügen hatte (meistens waren sie origineller, muh). Sollte ich jemandem Lust gemacht haben, RBY zu spielen, dann nur zu, kopiere er das Team, wenn er mag. Es ist anfängerfreundlich und kompetitiv zugleich.


Das beschließt die Erste Generation in meiner Retro-Serie. In ungefähr drei Wochen geht es weiter mit einer Einführung in die Gegebenheiten der folgenden Generation. In der passiert genug, um das Spiel komplett kopfzustellen; soviel versprech ich schonmal.

Der Friede sei mit Euch.

Materialien

  1. Kurze Einführung in die Erste Generation
  2. Kurzvorstellung prägender Pokémon
  3. Azure Heights (auf die Erste Generation spezialisierte Enzyklopädie)
  4. Pokémon Online (aktuell gebräuchlicher Kampfsimulator, der auch die Erste Generation unterstützt)

2 Kommentare:

  1. ich erinnere mich an ein teamtunier das ich sogar gewonnen hab goldengirls cup oder so? das war noch mit VIL...

    btw schäm dich soviel text und mein name fällt nirgendwo j/k. ;P

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das ist das Sneak 4, wovon ich geschrieben hab. Ich weiß gar nicht mehr, hast Du das eigentlich gespielt? Auf der andern Seite sagt mir Golden Girls jetzt gar nichts, das werd ich wohl nicht gespielt haben, wann auch immer das genau war, huh.

      Löschen